Autorin Stefanie Kloft

Vom Geben und Nehmen

Ich liebe es, zu schreiben. Nicht nur Texte, auch Briefe und Postkarten. Handschriftlich, so richtig old-school. Wenn ich die Wahl habe, kommuniziere ich lieber schriftlich. Telefonieren ist nicht so meins. Neulich sprach mir jemand auf den Anrufbeantworter, er müsste dringend mal hören, wie es bei mir so läuft. Ohne seine Nummer zu hinterlassen. Also schrieb ich eine Mail und meinte, ohne Nummer wäre das schlecht mit dem Telefonieren und sowieso würde ich mich lieber per Mail austauschen. Keine Antwort. Dann wieder eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter, diesmal mit Nummer. Tja, so ist das…
Ein anderes Mal kam jemand zu mir und fragte, ob ich auf einer Veranstaltung Geige spielen könnte. Ich sagte zu. Nicht, weil ich furchtbar gern vor anderen Leuten Geige spiele, das Gegenteil ist der Fall. Ich tat es dem anderen zuliebe. Und weil mir das Wörtchen „Nein“ manchmal so schwer über die Lippen kommt.

Nicht, dass wir uns falsch verstehen. Ich bin fest überzeugt: Menschen, die anderen eine Freude machen ohne sich davon einen eigenen Vorteil zu erhoffen, bereichern unsere Welt ungemein! Aber nicht nur sich selbst der Nächste zu sein und gleichzeitig auch sich selbst der Nächste zu sein – geht das? Denn gerade bei empathischen Hochsensiblen ist der Grad schmal zwischen Freude verbreiten und Verantwortung verspüren. Zu selten sagen wir Nein, wenn wir den kleinen Finger geben und die ganze Hand genommen wird. Dann wird mein Geben zur Selbstverständlichkeit – du machst das schon! Und dann „machen wir schon“, sind ständig erreichbar und springen in die Bresche. Und wenn wir es dann auf einmal nicht mehr tun, löst das Unverständnis und Erstaunen in unserem Umfeld aus. Was wir selbst heraufbeschworen haben.

Hin und wieder sollten wir uns die Zeit nehmen zu hinterfragen, warum wir manche Dinge tun und welche Entscheidungen wir treffen. Wenn wir die Waage zwischen „aus Liebe zum Anderen“ und „aus falscher Verantwortung heraus“ nicht im Blick behalten sind zwei Dinge vorprogrammiert: meine eigene Erschöpfung und die Enttäuschung bei meinem Gegenüber.
Aber wie treffen wir die Mitte? Ich denke, wir Hochsensiblen sollten uns eines mehr angewöhnen: Egoismus. Nicht, weil uns alles andere egal ist. Sondern, weil uns alles andere nicht egal ist. Nur, wenn wir in einem guten Maß an uns denken, unsere Ziele verfolgen und Dinge tun, die uns gut tun –wenn wir genügend nehmen – nur dann können wir auch geben.

In diesem Sinne lass dich heute dazu anregen, etwas nur für dich zu tun. Einfach so. Und wenn du das schon getan hast und deine Speicher aufgefüllt sind, dann tue doch einem anderen etwas Gutes – einfach so! Denn geteilte Freude ist doppelte Freude.

Bleib dir treu!
Deine Stefanie

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