Autorin Stefanie Kloft

Und, wie fühlt man sich mit 30?

Ich hatte mich verdrückt.
Eigentlich hab ich mir immer erfolgreich gesagt: Die 30 ist nur eine Zahl, nichts weiter. Reine Kopfsache. Als der 30. Geburtstag dann aber in greifbare Nähe rückte, war ich mir nicht mehr so sicher. Und irgendwie froh, dass wir ihn ganz unspektakulär, aber irgendwie besonders, in Israel verbringen würden.
Ja, die 30 ist wirklich nur eine Zahl. Und gleichzeitig eine Chance, einen Moment innezuhalten und nachzudenken.

Hochsensible Menschen hegen oft den Wunsch bzw. das Bedürfnis, einen Sinn in ihrem Tun zu sehen. So geht es mir auch. Als ein Geburtstag näher rückte, wuchs in mir der Wunsch, anzukommen in einem Leben, das auf mich passt. Und gleichzeitig plagte mich eine typische Angst, wie ich sie schon von so vielen hochsensiblen Menschen gehört habe – die Angst, von der Zukunft überfordert zu sein. Was kommt auf mich zu? Kann ich die Herausforderungen meistern? Habe ich verpasst, eine wichtige Weiche zu stellen?
Ich vergleiche gern einen Hochsensiblen mit einem Computer-Desktop, auf dem viele Fenster gleichzeitig geöffnet sind. Eins liegt oben auf. Und trotzdem sind alle anderen Fenster gleichzeitig präsent. Fenster der Gegenwart, Fenster der Vergangenheit, Fenster der Zukunft. Wenn ich meine vielen Fenster betrachte, bekomme ich Angst. Angst, dass eine Abwärtsspirale von Herausforderungen mich erfasst und mitreißt.
Ich habe angefangen, mir bewusst „Stopps“ im Kopf zu setzen. Fenster zumachen, die einmal offen sind, ist für mich (und manchen anderen Hochsensiblen) nicht leicht. Aber Fenster gar nicht erst aufzumachen – das möchte ich bewusst einüben. Ich möchte bewusst im heute leben, denn der heutige Tag ist wichtig und braucht meine Aufmerksamkeit. Und für den heutigen Tag mache ich mir nur so viele Fenster auf, wie nötig.

Mit Blick auf meinen 30. Geburtstag bedeutet das: Mein Leben darf mein Tempo haben. Es muss sich nicht orientieren an den Lebensentwürfen und Erwartungen anderer, an vermeintlichen gesellschaftlichen Normen. Als ich vor zehn Jahren, an meinem 20. Geburtstag, in die Zukunft geschaut habe, dachte ich mir: In den nächsten zehn Jahren kriegst du Kinder! Das ist nicht eingetroffen. Und es ist in Ordnung.
Wenn ich jetzt in die Zukunft schaue, möchte ich einen Perspektivwechsel vornehmen: Nicht mit Sorge (Was, wenn ich mit dem Kinderkriegen zu lange warte?), sondern mit Vorfreude (Es kommt der richtige Zeitpunkt.). Denn am Ende ist die 30, was sie ist: Nichts weiter als eine Zahl.

Kennst du solche vermeintliche Schranken im Kopf? Wie gehst du damit um?

Bleib dir treu!
Deine Stefanie

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