Neulich blätterte ich in einer Zeitschrift, die gespickt war mit Zitaten – manche mehr, manche weniger klug aber in jedem Fall schön anzuschauen. Zwischen den, um genau zu sein 365, verschiedenen inspirierenden Texten fand ich folgenden der Illustratorin Marloes de Vries:
„Sogar dem größten Künstler gelingen nicht alle Arbeiten. Mache dir bewusst, dass die meisten Menschen nur die Werke zeigen, auf die sie stolz sind. Das bedeutet nicht, dass sie nie etwas Hässliches machen. Traue dich, hässliche Dinge zu machen! Das macht manchmal glücklich und inspiriert zu etwas anderem.“
Dieser Vers inspirierte mich als erstes dazu, alle restlichen auch zu lesen um zu schauen, ob ich noch weitere kleine Schätze finden würde. Denn ich habe mich angesprochen gefühlt. Es mag am Wesen meiner Hochsensibilität liegen, dass meiner Kreativität manchmal zwei Dinge gleichzeitig im Weg stehen: meine Unsicherheit und mein Wunsch nach Perfektion. Das führt dazu, dass ich selbst mein größter Kritiker bin. Unfertige Texte anderen zum Lesen geben? Total ungern. Zeichnungen veröffentlichen, von denen ich nicht restlos überzeugt bin? Auf keinen Fall. Und es mag so weit gehen, dass ich Dinge gar nicht erst anfange, weil ich mir nicht sicher bin, ob ich sie so zu Ende bringe, wie ich gern möchte. Doch wenn wir mal ehrlich sind – die allermeisten unserer kleinen und großen Werke bleiben hinter den eigenen Erwartungen zurück. Warum also so zaghaft?
Manchmal ertappe ich mich dabei, mir die Frage zu stellen wer in aller Welt meine Werke betrachten oder lesen möchte. Und interessanterweise bin ich damit nicht allein, viele große Künstler erzählen von sich genau das Gleiche.
„Wenn du die ganze Zeit darüber nachdenkst, ob du interessant genug bist, wirst du deine Geschichte nie ehrlich erzählen. Außerdem: Die Welt ist so ein wundersamer und vielgestaltiger Ort – es wird immer jemanden geben, der dich interessant findet.“ (Chimamanda Ngozi Adichie, Schriftstellerin)
Ich glaube, um die Hemmungen zu überwinden gibt es nur einen Weg: Anfangen. Keine Angst vor dem leeren Blatt Papier, dem Klumpen Ton, dem Stück Holz, der leeren SD-Karte – was auch immer du schaffst, darf auch hässlich sein. Und es kann überarbeitet werden. Damit lässt sich der innere Kritiker ganz gut in Schach halten. Der erste Wurf muss nicht perfekt sein. Der zweite auch nicht – überhaupt: Was ist schon perfekt? Das liegt doch immer im Auge des Betrachters. Warum also so zaghaft?
Und wenn die Unsicherheit wieder fragt: Was sollen nur die Leute denken? Mach dir bewusst – in den allermeisten Fällen denken sie viel weniger, als du denkst.
Fang an! Und vor allem bleib dran. Beiß dich durch bis zum Ende und auch wenn dir das Ergebnis dann hässlich erscheint – fertig zu werden ist so viel wert. Mein innerer Kritiker hat es geschafft, dass ich ein zu 90% fertiges Manuskript auf meiner Festplatte versacken lasse, weil Unsicherheit und der Wunsch nach Perfektion mich ausgebremst haben. Lass dich nicht ausbremsen! Denn schon Pablo Picasso wusste:
„Der Erzfeind der Kreativität ist der gesunde Menschenverstand.“
In diesem Sinne frohes Schaffen!
Bleib dir treu.
Deine Stefanie